Schöne Habseligkeiten

Dichter, Filmemacher und Sänger kürten die angeblich schönsten deutschen Wörter

Harald Jähner

Es ist nicht der "Feierabend" geworden, nicht die "Sommerfrische" und schon gar nicht die "Doppelhaushälfte". Das schönste deutsche Wort heißt "Habseligkeiten". Eine sechs Monate andauernde internationale Suche hat damit ihr bescheidenes Ende gefunden. Die vom Deutschen Sprachrat und dem Goethe-Institut eingesetzte Jury, darunter der Sänger Herbert Grönemeyer, der Schriftsteller Uwe Timm, der Filmemacher Joseph Vilsmeier sowie der Trainer des SC Freiburg, Volker Finke, hat mit "Habseligkeiten" ganz im Geist der Harz-IV-Debatte entschieden. Aus knapp 23 000 Einsendungen wählte die Jury ein Wort, das neue deutsche Genügsamkeit auszeichnet.

Prämiert werden sollten das Wort und zugleich die Begründung des Vorschlags. Die Gewinnerin, eine Frau Doris Kalka, schrieb über ihre "Habseligkeiten", darin seien zwei traditionell entgegen gesetzte Begriffe, das Haben und die Seligkeit, zusammen gefasst: "Diese Spannung ist es, die uns dazu bringt, dem Besitzer der Habseligkeiten positive Gefühle entgegenzubringen, wie sie gemeinhin den Besitzern von Vermögen und Reichtümern oder Eigentümern von Krempel, Gerümpel und Altpapier versagt bleiben." Existenz ohne Obdach also. Wie um die Sache schlechten Gewissens wieder behaglich zu machen, wählte die Jury auf Platz zwei die "Geborgenheit". Auf Platz drei folgt das "Lieben", "weil es nur ein ,i' vom Leben trennt".

Ginge es bloß nach der Häufigkeit der Nennungen hätte "Liebe" gewonnen, gefolgt von der "Gemütlichkeit" und der "Sehnsucht". Der fünfte Preisträger vermutete, die meisten hätten den Wettbewerb falsch verstanden, ginge es doch nicht darum, die schönste Sache, sondern das schönste Wort zu wählen. Sein Vorschlag: "Rhabarbermarmelade". Klingt gut, schmeckt säuerlich. Dennoch: Wohl dem, der diese zu seinen Habseligkeiten zählen kann.

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