Zu dem Wettbewerb hatten der Deutsche Sprachrat und das Goethe-Institut aufgerufen. 22.838 Wörter nebst Begründungen waren aus über 100 Ländern eingegangen. Die Gewinner wurden am Sonntag im WDR vorgestellt.
Mit einem "freundlich-mitleidigen Unterton"
In der Begründung hieß es, das Wort "Habseligkeiten" bezeichne mit einem "freundlich-mitleidigen Unterton" die Besitztümer etwa eines Kindes oder eines Obdachlosen. Dabei lasse es den Eigentümer der Dinge "sympathisch und liebenswert" erscheinen. Lexikalisch verbinde das Wort zwei Bereiche des Lebens: den irdischen Besitz und die im irdischen Leben unerreichbare Seligkeit. Diese Spannung bringe den Leser des Wortes dazu, dem Besitzer der "Habseligkeiten" positive Gefühle entgegenzubringen. Die Liebe zu den kleinen, wertlosen Dingen werde als "Voraussetzung zum Glück" aufgefaßt.
Limbach, Grönemeyer, Finke, Timm
Auf Platz zwei wählte die Jury, der unter anderen die Präsidentin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach, Sänger Herbert Grönemeyer, Fußballtrainer Volker Finke und Autor Uwe Timm angehörten, die "Geborgenheit". Das Wort bezeichne, "daß man sich so geborgen, gut eingelebt ... irgendwo fühlt", argumentierte die Slowakin Annamaria Musakova, die mit ihrem Vorschlag einen vierwöchigen Deutsch-Kurs gewann.
"Lieben" belegte Platz drei, weil es nach Ansicht der Einsenderin aus Palma de Mallorca "nur ein 'i' vom Leben entfernt ist". Der "Augenblick" kam auf den vierten Platz, weil das Wort "um eine subversive Idee zu lang ist für das, was es besagt, und so viel sinnlicher klingt als ein 'Moment'", begründete eine Schweizerin ihre Nominierung.
Hiebe, Mücke oder Fahrrad?
Und Platz fünf belegte "Rhabarbermarmelade". Liebe, Glück und Heimat seien toll, räumte Einreicher Frank Niedermeyer ein, die Wörter dazu hielt er aber für eher einfallslos und nicht wirklich schöner als Hiebe, Mücke oder Fahrrad. Bei seinem Lieblingswort umfasse ihn dagegen ein Wohlgefühl, wenn er am Sonntag zu seinem Schatz sagen könne: "Babara, reich mir doch bitte die Rhabarbermarmelade".
Beim Wettbewerb zum "schönsten Wort der Kinder" siegte ein Zehnjähriger mit der "Libelle". Er liebe Wörter mit dem Buchstaben "l" und dieses Wort habe sogar drei davon. Das flutsche so auf der Zunge. Aber er finde auch, daß Libellen so schön flattern, und genau das erkenne man auch in dem Wort. Es mache, daß man diese Tiere von Anfang an möge und keine Angst vor ihnen habe. "Würde das Tier 'Wutzelkrump' oder so heißen, dann wäre das nicht so", schrieb der Junge.
Ab Dienstag ist die Sammlung der vermeintlich schönsten Liebeserklärungen an die deutsche Sprache im Buchhandel zu haben.